Artemisia annua, auch als „Einjähriger Beifuß“ bekannt, besitzt eine Jahrhunderte alte Anwendungstradition in verschiedenen Kulturen und Gesundheitssystemen. Das Interesse an dieser Pflanze gründet sich vor allem auf ihre vielseitigen Inhaltsstoffe: Neben dem besonders bekannten Artemisinin enthält Artemisia annua zahlreiche Flavonoide, Polyphenole und Terpene, die in synergistischer Weise wirken. Vollspektrum-Extrakte nutzen die gesamte Bandbreite dieser Substanzen, während hochreine Monosubstanzen (etwa Artemisinin 98 %) einen gezielten Fokus auf den isolierten Hauptwirkstoff legen.
Die folgende Zusammenstellung erläutert, warum DMSO, Alkohol und Ultraschall für die Extraktion eingesetzt werden, wie man einen stark bitter schmeckenden Extrakt einnehmen kann und in welchen Bereichen Artemisia annua zum Einsatz kommen kann.
Warum DMSO?
DMSO (Dimethylsulfoxid) gilt als organisches Lösungsmittel mit einer besonderen Eigenschaft: Es kann Gewebeschichten durchdringen und Wirkstoffe tief ins Zielgewebe transportieren. Trägt man DMSO etwa auf die Haut auf oder nimmt es innerlich ein, verstärkt es die Aufnahme anderer Substanzen. In Verbindung mit Artemisia annua erlaubt DMSO eine effiziente Extraktion verschiedener Pflanzenstoffe. Da DMSO sowohl wasser- als auch fettlösliche Substanzen lösen kann, erhöht es die Ausbeute an wertvollen Inhaltsstoffen wie Artemisinin, Flavonoiden oder Terpenen.
Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass das Lösungsmittel im Körper rasch verteilt wird und seine „Transportwirkung“ direkt an die begleitenden Wirkstoffe weitergibt. Wer jedoch parallel andere Medikamente einnimmt, muss besonders auf mögliche Wechselwirkungen achten. DMSO erhöht nicht nur die Löslichkeit von Wirkstoffen, sondern kann auch deren Bioverfügbarkeit im Körper steigern, was gegebenenfalls eine sorgfältige ärztliche Überwachung erforderlich macht. Ein häufig erwähnter Nebeneffekt ist der für DMSO typische knoblauchartige Geruch. Dieser entsteht, weil sich DMSO bei seinem Abbau in Dimethylsulfid (DMS) verwandelt, das über Atemluft und Haut abgesondert wird.
Warum Alkohol?
Alkohol – meistens Ethanol – ist in der Pflanzenheilkunde ein bewährtes und vielseitiges Lösungsmittel. Zum einen löst Ethanol viele sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Terpene, die für die Wirksamkeit von Artemisia annua mitverantwortlich sind. Da einige Substanzen nur in wässrigen, andere eher in fettähnlichen Lösungsmitteln gut extrahierbar sind, liefert Alkohol einen Kompromiss: Er kann Teile lösen, die in reinem Wasser schwer zugänglich wären, und er sorgt zugleich für eine deutliche Haltbarkeit des Endprodukts. Mikroorganismen haben es in einem ausreichend hohen Alkoholgehalt schwer, weshalb eine alkoholische Tinktur oft länger haltbar ist als ein reiner Wasserauszug.
Darüber hinaus erlaubt Ethanol eine relativ zügige Extraktion, was die Zellwände der Pflanzenteile mitunter leichter aufbrechen kann. Gemeinsam mit weiteren Extraktionsschritten (zum Beispiel Ultraschall) entsteht so ein Vollspektrum-Extrakt, in dem eine Vielzahl an wertvollen Bestandteilen enthalten ist. In flüssiger Form wird das Produkt zudem schnell aufgenommen, da Alkohol auch die Aufnahme über Schleimhäute fördert. Allerdings empfinden viele Menschen den Geschmack – besonders bei höherprozentigem Ethanol – als brennend oder scharf. In Kombination mit den bitteren Anteilen der Artemisia-Pflanze kann dies die Einnahme erschweren. Deshalb ist es gängig, den fertigen Extrakt mit Wasser oder anderen geeigneten Flüssigkeiten zu verdünnen.
Warum Ultraschall?
Ultraschall ist eine Methode, die in der Pflanzenextraktion eingesetzt wird, um die Effizienz und Ausbeute zu steigern. Die dabei genutzten Ultraschallwellen sorgen für Vibrationen und sogenannte Kavitation in der Extraktionsflüssigkeit. Bei der Kavitation entstehen mikroskopisch kleine Bläschen, die beim Zerplatzen enorme Kräfte freisetzen. Diese Kräfte brechen die Zellwände der Pflanzen schneller und gründlicher auf, als es bei herkömmlichen Methoden der Fall wäre. Auf diese Weise gelangen die gewünschten Wirkstoffe – bei Artemisia annua vor allem Artemisinin, Flavonoide und bestimmte Terpene – schneller und in höherer Konzentration in das Lösungsmittel.
Ein wichtiger Vorteil besteht darin, dass man häufig mit niedrigeren Temperaturen und kürzeren Extraktionszeiten arbeiten kann. So lassen sich hitzeempfindliche Stoffe schonend und zugleich effizient gewinnen, ohne riskieren zu müssen, dass wichtige Inhaltsstoffe durch zu hohe Hitze geschädigt werden. Gerade bei einer Pflanze wie Artemisia annua, deren Wirkstoffspektrum sehr vielfältig ist, erlaubt die Ultraschalltechnik eine umfassende Gewinnung beiderseits – sowohl von wasser- als auch fettlöslichen Substanzen. Wird Ultraschall zusätzlich zu anderen Verfahren (Alkohol- oder DMSO-Extraktion) eingesetzt, erhält man folglich einen besonders umfangreichen Vollspektrum-Extrakt mit hoher Qualität.
Warum ausschließlich Blätter und Blüten?
Artemisia annua weist eine sehr unterschiedliche Wirkstoffverteilung in den Pflanzenteilen auf. Der höchste Gehalt an Artemisinin und anderen relevanten Substanzen findet sich fast ausschließlich in den Blättern und Blüten. Die Wurzeln enthalten nur minimale Mengen des Hauptwirkstoffs und gleichzeitig mehr unerwünschte Stoffe wie Bitterstoffe, Alkaloide oder Schwermetalle. Diese können Geschmack, Verträglichkeit und Reinheit des Extrakts negativ beeinflussen.
Außerdem ist das Ernten von Blättern und Blüten nachhaltiger: Entfernt man die Wurzel, stirbt die Pflanze ab. Schneidet man hingegen nur die oberirdischen Teile, kann sie nachwachsen. Dies schont die Ressourcen und liefert zugleich einen besseren Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen. Traditionsgemäß kommen deshalb in der chinesischen Medizin, wie auch in modernen Forschungsextrakten, vor allem Blätter und Blüten zum Einsatz.
Intensiver Geschmack und Geruch
Ein aus Artemisia annua hergestellter Extrakt ist nahezu immer sehr bitter. Die Hauptursache sind sesquiterpene Lactone wie das Artemisinin selbst. Bei einem Kombinationsansatz mit Alkohol und DMSO wird diese Bitterkeit zusätzlich durch eine leicht brennende Note (vom Ethanol) und einen metallisch-knoblauchartigen Beiton (vom DMSO) verstärkt. Die Terpene der Pflanze verleihen dem Ganzen einen harzigen, erdigen Unterton, während Gerbstoffe und Tannine eine adstringierende Trockenheit hinterlassen.
Viele Anwender empfinden diesen Geschmack als ausgesprochen unangenehm. Um die Einnahme zu erleichtern, lässt sich der Extrakt beispielsweise mit Honig, milden Säften ohne Zitrusfrüchte oder ausreichend Wasser verdünnen. Die Vermeidung von Zitronensäure oder Ascorbinsäure ist ratsam, da saure Zusätze manche Komponenten der Tinktur potenziell beeinträchtigen können. Wer den Geschmack gar nicht tolerieren mag, kann auf Pulverpräparate (in Kapseln) ausweichen oder lediglich den Monowirkstoff (Artemisinin 98 %) verwenden, der geschmacklich weniger aufdringlich ist.
Anwendung und Dosierung: 1:5 Vollspektrum-Pflanzenauszug
Beim 1:5 Vollspektrum-Auszug kommt typischerweise ein Dreifachverfahren zum Einsatz: Zuerst lockert Ultraschall die Zellstruktur der Pflanze auf, dann extrahiert Alkohol die löslichen Bestandteile. Schließlich erhöht DMSO die Löslichkeit weiterer Substanzen und unterstützt gleichzeitig den schnellen Übertritt in den Körper.
- Grundsatzempfehlung: Viele Anwender lösen eine halbe Flasche (ca. 12 ml) in 500 ml lauwarmem Wasser auf und trinken dies möglichst in einem Zug. Auf diese Weise wird der Geschmack ein wenig entschärft.
- Akutdosierung: Bei Bedarf – in Absprache mit medizinischem Fachpersonal – kann man auch eine ganze Flasche (24 ml) pro Tag einnehmen, verteilt auf zwei Portionen.
Gerade wegen des DMSO-Anteils sollte man jedoch beachten, dass andere gleichzeitig eingenommene Stoffe eventuell stärker in den Organismus geschleust werden. Bei bestehenden Erkrankungen oder dauerhafter Medikamenteneinnahme ist daher eine kompetente Begleitung ratsam.
Mögliche Anwendungsgebiete
Die folgende Übersicht stellt eine Zusammenfassung dar, wie und wofür Artemisia annua in unterschiedlichen Regionen und Kontexten angewendet wird. Es handelt sich nicht um eine offizielle Empfehlung, sondern um mögliche Einsatzbereiche, die sich aus traditioneller Anwendung und einzelnen Studien ergeben haben.
Malaria:
Besonders bekannt ist Artemisia annua für seinen Einsatz gegen Malaria. In vielen Gebieten der Welt wird entweder die Monosubstanz (Artemisinin 98 %) oder ein Vollspektrum-Auszug genutzt. Das flüssige Präparat (1:5) bietet sich unter Umständen zur Akutbehandlung oder als Notfalloption an, da es sehr schnell aufgenommen wird.
Borreliose:
Einige phytotherapeutische Ansätze setzen Artemisia annua (insbesondere mit DMSO) ein, um Entzündungssymptome zu mindern und mögliche Erreger zu bekämpfen. Da Borreliose sehr komplex ist, sollte man sich hier aber immer mit Fachpersonal abstimmen.
Coronaviren (inkl. SARS-CoV-2):
Einige Erfahrungsberichte sprechen von einer kombinierten Einnahme des 1:5 Vollspektrum-Auszugs mit Colostrum und hochdosierten Vitaminen (v.a. Vitamin D und B-Komplex). Ziel ist es, das Immunsystem zu unterstützen und Entzündungsprozesse abzuschwächen.
Diverse Krebsarten:
In Forschungsansätzen wird Artemisia annua auch onkologisch diskutiert, teils aufgrund der antiproliferativen Effekte des Artemisinins. Hier kommen Vollspektrum-Produkte zum Einsatz, wenn man möglichst viele Sekundärstoffe nutzen will. In manchen Empfehlungen wird ein Zyklus von 18 bis 21 Tagen kontinuierlicher Einnahme vorgeschlagen, gefolgt von einer Pause, um dem Körper Zeit für Regeneration und Entgiftung zu geben.
Hepatitis B/C:
Wegen der potenziell entzündungshemmenden und antiviralen Eigenschaften greifen manche auf Artemisia annua zurück. Ob ein 1:5 Flüssigextrakt oder ein Pulverpräparat sinnvoller ist, entscheidet sich meist durch persönliche Verträglichkeit und ärztlichen Rat.
HIV:
Ähnlich wie bei anderen viralen Belastungen setzen einige Anwender auf den flüssigen Vollspektrum-Extrakt, da er schnell über die Schleimhäute resorbiert wird.
Divertikulitis & andere Entzündungen:
Hier wird DMSO oft als Trägersubstanz geschätzt, weil es entzündungshemmende Komponenten des Artemisia-Extrakts tiefer in das Gewebe transportieren könnte.
Andere Viren (Herpes, Epstein-Barr) und Bakterien:
Auch hier kann ein breiter Spektrumsauszug, der durch Ultraschall, Alkohol und DMSO gewonnen wird, möglicherweise helfen, vielfältige Erreger zu adressieren. Gerade bei hartnäckigen Infektionen wird ein kombinierter Ansatz mit immunstärkenden Mitteln wie Colostrum oder Vitaminen vorgeschlagen.
Pausen, Zyklen und Ergänzungen
Viele Therapeuten raten, Artemisia annua nicht dauernd über lange Zeiträume hinweg einzunehmen, sondern in Zyklen. Üblich ist eine dreiwöchige Einnahme (rund 18-20 Tage) mit anschließender 7 Tägiger Pause. Während dieser Pause sollen der Körper regenerieren, tote Zellrückstände beseitigen und Nährstoffspeicher aufgefüllt werden. Vielfach empfiehlt man in der Pause eine Kombination aus Vitamin A, B, C, D und eventuell auch eine Eisenkur, je nach individuellen Bedürfnissen und der spezifischen Anwendung.
Colostrum (≥40 % IgG) wird ebenfalls häufig erwähnt, da es das Immunsystem stärken soll und verschiedene Wachstums- und Immunfaktoren liefert. Wer eine onkologische Therapie durchläuft, muss besonders auf die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten achten. Denn DMSO kann die Wirkstoffspiegel im Blut verändern, was zu Dosierungsanpassungen führen kann.
Rechtliche und medizinische Hinweise
In vielen Ländern gelten Artemisia annua und Artemisinin inzwischen als anerkannte Mittel gegen Malaria. Andere Anwendungen – etwa gegen Krebs, Borreliose oder Viruserkrankungen – sind in westlichen Staaten teilweise nicht offiziell zugelassen oder die Datenlage wird als unzureichend eingestuft. In Ländern wie China, Indien oder verschiedenen Regionen Afrikas ist Artemisia annua hingegen ein fest integrierter Bestandteil des Gesundheitssystems.
Wer unter schweren Erkrankungen leidet oder dauerhaft Medikamente einnimmt, sollte sich vor dem Einsatz von Artemisia annua (gleich in welcher Form) unbedingt von medizinischem Fachpersonal beraten lassen. Pflanzenstoffe können bei unsachgemäßer Anwendung unerwünschte Effekte haben oder bestehende Therapien beeinträchtigen. Ferner gibt es individuelle Unterschiede in der Verträglichkeit: Manche Menschen reagieren auf Artemisia annua sehr gut, während andere Magenreizungen oder Unverträglichkeiten entwickeln können.
Fazit
Artemisia annua beeindruckt durch ein großes Spektrum an Inhaltsstoffen und eine lange traditionelle Verwendungsgeschichte, die von der klassischen Malariatherapie in vielen Ländern bis hin zu experimentellen Einsätzen bei Krebs oder viralen Erkrankungen reicht. Bei der Wahl der richtigen Darreichungsform – Monosubstanz oder Vollspektrum, Pulver oder Flüssigextrakt – sind persönliche Vorlieben, konkrete Ziele und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten entscheidend.
Der 1:5 Vollspektrum-Pflanzenauszug ist ein moderner Ansatz, möglichst alle nützlichen Stoffe (inklusive Artemisinin) aus den Blättern und Blüten zu gewinnen. Durch Alkohol, DMSO und Ultraschall lässt sich eine starke Extraktionskraft erreichen. Gleichzeitig entsteht jedoch ein stark bitterer Geschmack und ein typischer Geruch durch den DMSO-Anteil. Wer eine einfache Kapselvariante bevorzugt und dabei weniger Wert auf den kompletten Phytokomplex legt, kann stattdessen zu einem 30:1 Pulverextrakt oder zum hochreinen Artemisinin 98 % greifen.
Wichtig ist in jedem Fall, sich über Dosierung, Einnahmezyklen und mögliche Synergieeffekte (etwa mit Vitaminen oder Mineralien) zu informieren. Ebenso sollte man Pausenzeiten einhalten und bei ernsten Krankheitsbildern ärztlichen Rat einholen. So lässt sich das Potenzial des Einjährigen Beifußes gezielt ausschöpfen, sei es als Nahrungsergänzung zur Stärkung des Immunsystems oder als phytotherapeutische Option bei komplexen gesundheitlichen Herausforderungen.